LA MESMA

Lieber die normalen Wechseljahre

Menopause

Die Lebensphase, vor der so viele Frauen großen Respekt haben, ist Daniela geraubt worden. Der Brustkrebs und die damit zusammenhängende Hormonbehandlung katapultierten sie schlagartig in die Wechseljahre. Sie erlebt sie heftiger und länger als es normal wäre. Direkt im Anschluss an die lebensbedrohliche Diagnose, zahlreiche Operationen, Chemotherapie und Bestrahlungen bekommt sie Tamoxifen verabreicht. Ein Medikament, das die Hormonbildung unterbindet, weil ihr Brustkrebs sich vom Östrogen ernährt. Sie muss das Medikament 10 Jahre lang nach der Krebsdiagnose einnehmen. Das, was sie mit Sicherheit über die Wechseljahre sagen kann, ist, dass sie lieber die normalen Wechseljahre gehabt hätte. In einem Interview erzählt uns die Fünfzigjährige von ihren körperlichen und psychischen Grenzerfahrungen und dem Umgang damit heute. Lest dazu später mehr im Interview.

Die Wechseljahre – Ein Abschied

Frauen, die sie bereits erlebt haben oder mittendrin stecken, sagen nichts Positives über sie, die Wechseljahre. Frauen, denen die Wechseljahre noch bevor stehen, fürchten sie. Die Wechseljahre sind ein großer Einschnitt im Leben einer Frau. In diesem Abschnitt verabschieden sich die Frauen von ihrer fruchtbaren Phase und treten in die Phase des Lebens ein, in der ihre Fortpflanzungsfähigkeit nachlässt und die Menstruationszyklen schließlich aufhören. Es ist ein natürlicher Übergang, der normalerweise zwischen dem Alter von etwa 45 und 55 Jahren stattfindet. Es ist eine Zeit der Selbstreflexion und des Loslassens von bestimmten Aspekten der Jugend und Fruchtbarkeit.

Während der reproduktiven Jahre hat eine Frau regelmäßig Menstruationszyklen, die in der Regel etwa einmal im Monat auftreten. Mit Einsetzen der Wechseljahre werden die Zyklen unregelmäßig und die Menstruation wird schließlich vollständig eingestellt. Da die Eierstöcke allmählich ihre Funktion einstellen, wird die Frau nicht mehr in der Lage sein, schwanger zu werden. Die Wechseljahre markieren also das Ende ihrer fruchtbaren Phase.

Was passiert in der Lebensmitte mit unserem Körper?

Hitzewallungen, Nachtschweiß, Gewichtszunahme, trockene Haut und Haarausfall begleiten viele Frauen in dieser Zeit. Die Brüste können sich ebenfalls verändern, da das Brustgewebe empfindlicher für Veränderungen wird.

Die Menopause ist der natürliche biologische Prozess, der das Ende der reproduktiven Lebensphase einer Frau markiert. Es ist der Zeitpunkt, an dem die Eierstöcke allmählich aufhören, Eizellen zu produzieren, und die Hormonproduktion von Östrogen und Progesteron abnimmt. Dieser Übergang in die Menopause kann einige Veränderungen im Körper einer Frau mit sich bringen, die individuell unterschiedlich sein können.

Wechseljahre

In den Jahren vor der Menopause, der sogenannten Perimenopause, können die Menstruationszyklen unregelmäßig werden. Schließlich hört die Menstruation ganz auf, und die Frau hat ihre letzte Menstruationsblutung, die als Menopause bezeichnet wird. Plötzliche Hitzeschübe, vor allem nachts, sind klassische Begleiterscheinungen in dieser Lebensphase. Diese Symptome sind auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen und können den Schlaf und das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen. Viele Frauen erleben während der Menopause Schlafstörungen, sei es aufgrund von Hitzewallungen, emotionalen Veränderungen oder anderen Faktoren. 

Die hormonellen Veränderungen können sich auf die Stimmung auswirken und zu emotionalen Schwankungen, Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen führen. Der abnehmende Östrogenspiegel kann zu einer dünnen und trockenen Scheidenschleimhaut führen, was zu Beschwerden beim Geschlechtsverkehr führen kann. Viele Frauen bemerken eine Zunahme des Körperfettanteils und Veränderungen in der Verteilung des Körperfetts während der Menopause. Die Brüste können sich während der Menopause verändern, zum Beispiel können sie an Festigkeit verlieren oder empfindlicher werden. Der abnehmende Östrogenspiegel kann das Risiko für Osteoporose erhöhen, da Östrogen eine wichtige Rolle beim Knochenstoffwechsel spielt.

Müdigkeit

Erhöhtes Brustkrebsrisiko

Das Brustkrebsrisiko steigt in den Wechseljahren aufgrund einer Kombination von Faktoren, wobei die hormonellen Veränderungen eine zentrale Rolle spielen. Wir haben für Euch sechs Faktoren zusammengestellt, die zu einem erhöhten Brustkrebsrisiko während der Wechseljahre führen können: 

  1. Während der Menopause nimmt die Produktion von Östrogen ab, da die Eierstöcke ihre Funktion allmählich einstellen. Östrogen ist ein wichtiges Hormon, das in den reproduktiven Jahren eine Rolle beim Wachstum und der Entwicklung von Brustgewebe spielt. Wenn der Östrogenspiegel abnimmt, kann dies dazu führen, dass das Brustgewebe empfindlicher für Veränderungen und Wachstum wird, was das Brustkrebsrisiko erhöht.
  2. Einige Frauen nehmen während der Wechseljahre Hormonersatztherapie ein, um die Symptome wie Hitzewallungen und Schlafstörungen zu lindern. Wenn diese Therapie Östrogen enthält, kann sie das Brustkrebsrisiko erhöhen. Die Entscheidung, eine HET einzusetzen, sollte immer in Absprache mit einem Arzt getroffen werden, um die individuellen Risiken und Vorteile abzuwägen.
  3. Übergewicht nach den Wechseljahren kann das Brustkrebsrisiko erhöhen. Fettgewebe produziert Östrogen, und ein erhöhter Östrogenspiegel im Körper kann das Brustkrebsrisiko beeinflussen.
  4. Eine positive Familiengeschichte von Brustkrebs kann das individuelle Risiko erhöhen, unabhängig von der Menopause. Wenn Brustkrebs in der Familie vorkommt, sollten Frauen dies mit ihrem Arzt besprechen, um mögliche zusätzliche Früherkennungsmaßnahmen zu erörtern.
  5. Studien haben gezeigt, dass ein höherer Alkoholkonsum mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden sein kann, insbesondere nach den Wechseljahren.
  6. Die Verwendung hormoneller Verhütungsmethoden wie oralen Kontrazeptiva kann das Brustkrebsrisiko leicht erhöhen, jedoch ist dieses Risiko im Vergleich zur erhöhten Gefahr durch hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre geringer.

Es ist wichtig zu betonen, dass das individuelle Brustkrebsrisiko von vielen Faktoren abhängt und dass nicht alle Frauen, die die Wechseljahre durchlaufen, ein erhöhtes Risiko haben. Regelmäßige ärztliche Untersuchungen, Selbstuntersuchungen der Brust und ein gesunder Lebensstil sind entscheidend, um das Risiko von Brustkrebs zu reduzieren und die Gesundheit während und nach den Wechseljahren zu erhalten. Frauen sollten ihre individuellen Risikofaktoren mit einem Arzt besprechen, um eine gezielte Früherkennung und Prävention zu ermöglichen.

Wechseljahre aufgrund von Krebsbehandlung

Und dann sind da noch Frauen, die aufgrund einer Brustkrebsbehandlung buchstäblich in die Wechseljahre katapultiert werden. Mit einer von ihnen haben wir gesprochen. Daniela Fricaud, auf Instagram als BadMam unterwegs, ist eine Kämpferin. Seit ihrer Brustkrebsdiagnose hat die Hobby-Künstlerin sich mit einer lebensbejahenden Einstellung durch mehrere Operationen, Chemotherapie und Bestrahlungen gekämpft. Als der Alptraum vorbei zu sein schien, kam die anschließende Behandlung mit Tamoxifen. 

„Warum denn das auch noch?!“ dachte sich die Mutter zweier Kinder.

Noch 10 Jahre lang muss sie das Medikament einnehmen. Die starken Nebenwirkungen, unter anderem Symptome der Wechseljahre, machen ihr sehr zu schaffen. Wir sprachen mit ihr darüber.

LA MESMA: Sowohl antihormonelle Medikamente (endokrine Therapie) als auch die Chemotherapie und Bestrahlung des Unterbauchs bergen das Risiko für Krebspatientinnen in die vorzeitigen Wechseljahre zu kommen. Wie war das bei Dir?

Daniela: Ich habe einen hormongesteuerten Krebs, der sich vom Östrogen ernährt. Nach den OPs, Mastektomie mit Wiederaufbau, Chemos und Bestrahlungen, wollen wir natürlich nicht, dass der Krebs wieder kommt. D.h. die Hormonbildung muss unterbunden werden. Das Tamoxifen dockt an die Zelle an, die Zelle kann sich nicht mehr vom Östrogen ernähren. Das muss ich 10 Jahre nach der Therapie einnehmen. Natürlich hat dieser Therapiecocktail bei mir die vorzeitigen Wechseljahre ausgelöst.

LA MESMA: Welche Symptome der Wechseljahre hat die Therapie bei Dir ausgelöst?

Daniela: Hitze- und Kältewallungen, anfangs alle fünfzehn Minuten, extreme Müdigkeit, mittlerweile leide ich am Fatigue Syndrom und Gelenkschmerzen. Nur um ein paar Nebenwirkungen dieses Medikamentes zu nennen.

LA MESMA: Wie hat es sich für Dich angefühlt, zusätzlich zu der schlimmen Diagnose und der darauffolgenden Therapie auch noch in die vorzeitigen Wechseljahre zu kommen?

Daniela: Es war schon so, dass ich dachte, och ’ne, warum denn das auch noch?! Aber um eben keinen Krebs mehr zu bekommen, nehme ich das auf mich. Das schaffe ich auch noch.

LA MESMA: Denkst Du, Du hättest die Wechseljahre ohne die schwere Krankheit anders erlebt?

Daniela: Das weiß ich nicht. Jedenfalls hätte ich lieber die normalen Wechseljahre.

LA MESMA: Was hat Dir geholfen, das alles mental und körperlich durchzustehen? 

Daniela: nach der Diagnose die ich 1/2019 erhielt, habe ich die ersten sechs Wochen viel geweint, war traurig und depressiv. Nach diesen sechs Wochen habe ich beschlossen das Ruder um zu reißen! Ja diese Wochen waren jetzt für die Tonne. Es kann aber nicht so bleiben. Ich möchte positiv bleiben. Ich kann mir nicht den Rest meiner Zeit auch noch versauen. Mir ist heute so bewusst wie nie, wie wichtig unser Leben ist, wie wichtig mein Leben und wie unwichtig so vieles andere ist. Für jedes Problem gibt es eine Lösung.

LA MESMA: Und was hilft Dir heute noch, Deinen Körper und seine Geschichte anzunehmen und zu akzeptieren?

Daniela: Trauern, wütend sein, im Selbstmitleid versinken um es letztendlich dann anzunehmen und gehen zu lassen. Aus der Kur habe ich ein schönes Bild mitgenommen: Alles, was einem passiert, darf man in ein Museum stellen. Dort ist alles gut aufgehoben, man kann dort zu Besuch hingehen, die Bilder ansehen, sich wieder erinnern und dann wieder das Museum verlassen und sein Leben weiterleben. Die Trauer und die Wut lässt man dort. Irgendwann ist gut. Irgendwann muss man wieder nach vorne schauen.

Fantastics

LA MESMA: Hast Du vielleicht ein kleines tägliches Ritual oder Routinen, die Du seit der Krankheit entwickelt hast, die Dir in Deinem Alltag helfen, mit der Krankheit und deren Folgen umzugehen?

Daniela: Ich habe schon immer gerne Kunst gemacht, gemalt, Kostüme hergestellt und geschminkt. Das ist auch ein gemeinsames Hobby mit meiner Tochter. Wir gehen auf mittelalterliche Kostümfeste und machen unsere Kostüme selber. In der Zeit nach der Diagnose und während der ganzen Therapiezeit, habe ich täglich eine Stunde lang etwas mit meinen Händen erschaffen. Ich habe gemalt, gebastelt, Kostüme und Accessoires hergestellt. All das versuche ich noch heute in meinen Alltag zu integrieren. Vor meiner Krankheit hatte ich für all das keine Zeit oder glaubte, die Zeit nicht zu haben. Heute nehme ich mir die Zeit. Seit der Diagnose habe ich auch viele Störfaktoren aus meinem Leben aussortiert.

Menschen, die mir nicht guttun, treffe ich nicht mehr. Tätigkeiten, die meine Energie rauben, werden nicht mehr verrichtet.

Meine mir verbleibende Zeit ist mir heilig. Diese verbringe ich mit meiner Familie, Freunden und Menschen, die mir guttun und Dingen, die mir Energie schenken, die mich glücklich machen.

Daniela Fricaud BadMam

Wir danken Dir sehr für das Interview, liebe Daniela!

Euer LA MESMA Team

Bildnachweis:

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